Energiewende vor Ort in der Gemeinde Rohr

Bürgerenergieverein Neufahrn und Kraftwerklerstammtisch Schaltdorf zu Gast bei Heinz Högl
Neunzig Prozent der Bevölkerung sehen die ökologische Energiewende als zwingend notwendig, alternativlos und erforderlich, doch immer mehr sind der Überzeugung, dass sie politisch kaputtgemacht wird. Bei der Familie Högl in der niederbayrischen Marktgemeinde Rohr wird die Energiewende mit Nachdruck verfolgt. Die Zeichen der Zeit erkennen, anpacken und auch andere daran teilhaben lassen, davon konnten sich bei der sehr gut angekommenen Betriebsbesichtigung viele technisch versierte und interessierte Bürger überzeugen.
Das im Juli 2014 in Betrieb genommene Blockheizkraftwerk mit angegliedertem Nahwärmenetz ersetzt jährlich ungefähr 145000 Liter Heizöl. Der gleichzeitig erzeugte Strom, der für etwa 1200 Personen oder 400 Haushalte reicht, wird in das öffentliche Netz eingespeist. Herzstück der dezentralen wärmegeführten Energieerzeugungsanlage ist eine mit getrockneten Grobhackschnitzeln betriebene Holzvergaseranlage, die elektrisch etwa 135 Kilowatt und thermisch 250 Kilowatt bereitstellt. Zusätzlich stehen zur Abdeckung von Spitzenlasten oder als Notheizung zwei voneinander unabhängige Hackschnitzelheizungen mit jeweils 250 Kilowatt thermischer Leistung zur Verfügung.
Das Nahwärmenetz besteht aus Kunststoffleitungen mit einer Länge von etwa 1400 Metern. Wärmeabnehmer sind das Alters- und Pflegeheim, eine Landtechnikfirma, der gemeindliche Kindergarten und 13 private Haushalte. Durch Übergabestationen mit Mengen- und Zähleinrichtungen wird die Wärmeenergie in das hauseigene Heizsystem übertragen.
Derartige dezentrale, ökologisch autarke Energieerzeugungsanlagen, die Wärme und Strom für die Allgemeinheit erzeugen, machen uns von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas unabhängiger. Deshalb sind nachwachsende, nachhaltig genutzte Rohstoffe ökologischer, ökonomisch und sozialer, als der noch immer stattfindende Raubbau an der Natur.
Dieses Projekt ist als Gemeinschaftsaufgabe zu betrachten. Bürger, Kommune, Behörden, Wirtschaft, Handwerk, soziale Einrichtungen und das Technik- und Förderzentrum Straubing haben sich ergänzt. Die Devise heißt „Mit Für- und Nebeneinander“!
Mit einer angeregten Diskussionsrunde über energietechnische und energiepolitische Themen klang die Veranstaltung im Bürgerstüberl aus.

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Holzgaspionier Josef Pritscher übergibt das Geschenk des Bürgerenergievereins Neufahrn an Heinz Högl.

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Besichtigung und Vereinsversammlung

Am 24. November 2014 besichtigte der Bürgerenergieverein ein Elektroauto und ein Miniblockheizkraftwerk im Anwesen von Josef Parzefall. 16 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt.

Das Elektroauto, ein Nissan Leaf dient als Zweitfahrzeug und hat eine Reichweite je nach Fahrweise, Jahreszeit und Temperaturbedingungen zwischen 80 und 150 Kilometern. Die Aufladung erfolgt über die Schnellladestation, Heimladestation oder Kabel und landesüblichem Stecker. Die Aufladezeiten variieren so zwischen 30 Minuten, 8 und 12 Stunden. Der Akkusatz führt zu Mehrkosten von etwa 6000 Euro gegenüber der Benzinversion, kann aber auch geleast werden.

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Das Miniblockheizkraftwerk „Senertec Dachs“ arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung mit Erdgas. Ein Verbrennungsmotor treibt einen Generator an, der elektrische Energie erzeugt. Die bei diesem Prozeß gleichzeitig anfallende Wärme am Motor und Generator wird bis zu 100% genutzt und direkt in das Wärmenetz des Gebäudes (Heizung/Warmwasserbereitung) eingespeist. Die Energieeinsparung beträgt etwa 40% gegenüber einer konventionellen Öl-oder Gasheizung. Sie ist geeignet für Zweifamilienhäuser oder Kleinbetriebe, die den produzierten Strom selbst verbrauchen können, da die Einspeisevergütung in das Stromnetz zu gering ist. In den Gesamtkosten von cirka 36OOO Euro ist die staatliche Förderung bereits berücksichtigt.

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Josef Parzefall beantwortete im Rahmen der nachfolgenden Vereinsversammlung noch anstehende Fragen, die er mit Zahlen aus dem eigenen Betrieb ergänzte.

Als Dank für seine umfangreichen Ausführungen erhielt er im Namen des Vereins von Rudi Kirchermeier ein Präsent.

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