9 Gründe, warum die Energiewende eine gute Sache ist

Die Entscheidung, die Erzeugung und Nutzung von Energie auf erneuerbare Energieträger wie Sonne, Wasser und Wind umzubauen, löst immer wieder öffentliche Diskussionen aus. Dieser Umbau ist aber notwendig. Der Klimaschutz erfordert es. Einige Mitmenschen empfinden diesen Wandel, für den sich die Bezeichnung Energiewende durchgesetzt hat, allerdings als Belastung ihres Alltags. Wir glauben: Eine kritische Betrachtung ist immer berechtigt, aber die Energiewende hat positive Seiten, die vielleicht noch nicht so bekannt sind. Neben dem Klimaschutz gibt es noch viele weitere Vorteile, die unser aller Leben besser machen können. Deshalb erläutern wir hier neun Gründe, warum die Energiewende eine tolle Sache ist.

Inhaltsverzeichnis

  1. Energie wird sauber
  2. Energie wird unerschöpflich
  3. Energie wird billiger
  4. Energieautarkie sichert Unabhängigkeit
  5. Der Lärm in den Städten sinkt
  6. Die Erzeugung von Energie wird demokratisiert
  7. Die Energiewende schafft Arbeitsplätze vor Ort
  8. Die Energiewende sichert den Standort Deutschland
  9. Die Energiewende ist Motor für nachhaltige Innovationen

1. Energie wird sauber

Die menschliche Zivilisation benötigt Energie, die sie der Natur entnimmt. Seit Beginn unserer Kultur ermöglicht dieses Prinzip menschliche Entwicklung: Schiffe, deren Segel den Wind nutzen, Wassermühlen, die vom Lauf der Flüsse angetrieben werden, Feuer, das Nahrungsmittel in nahrhafte Speisen verwandelt. Im Zuge der Industrialisierung wurden dann weitere Energiequellen in vorher unbekanntem Maßstab erschlossen: Kohle, Öl und Gas treiben Maschinen an. Diese im Laufe der letzten 200 Jahre immer weiter zunehmende Nutzung fossiler Energieträger hat aber schwerwiegende Nebenwirkungen. Denn dabei wird CO₂ freigesetzt, dass sich extrem schädlich auf das Klima auswirkt. Diese Konsequenzen werden durch die in der Energiewende angestrebte ausschließliche Verwendung erneuerbarer Energieträger (Sonne, Wind, Wasserkraft) vermieden. Energie wird sauber und schützt das Klima. Die Energiewende will also nicht die Verwendung von Energie einschränken, sondern deren schädlichen Nebenwirkungen vermeiden.

2. Energie wird unerschöpflich

Die Rohstoffe Kohle, Öl und Gas, deren innewohnende Energie bisher verwendet wurde, um unsere komplexe Zivilisation zu ermöglichen, sind nicht unendlich vorhanden. Forscher schätzen, dass die bekannten Vorkommen von Öl auf der Grundlage des aktuellen Verbrauchs vielleicht noch 50 Jahre reichen. Bei der Kohle sollen es 100 Jahre sein. Das scheinen lange Zeiträume zu sein, zeigt aber dennoch, dass diese Energieträger nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen werden. Das ist bei den in der Energiewende genutzten Rohstoffen völlig anders. Sonne, Wind und Wasser stehen nahezu unendlich zur Verfügung. Daher ist es sinnvoll, auf die Nutzung dieser Energiequellen für die Erzeugung von Strom, Wärme und Mobilität umzusteigen. Nur diese haben wirklich eine Zukunft. 

3. Energie wird billiger

Angesichts der Diskussion um steigende Strompreise erscheint die Feststellung, dass mittel- und langfristig die Kosten für die Nutzung von Energie sinken werden, verständlicherweise etwas unglaubwürdig. Wenn man sich aber allein den Nutzungszyklus einer simplen Photovoltaikanlage vor Augen führt, wird klar, warum Energie in der Zukunft immer günstiger werden wird. Wenn man sich eine Solaranlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses anschafft, muss man zunächst einmal eine Investition tätigen. Dann nutzt man den damit erzeugten Strom selbst, spart sich also die Zahlung an den Energieversorger zu einem großen Teil. Nach 10 bis 15 Jahren hat man allein durch diese Ersparnis die Investition für die Anschaffung der Anlage abbezahlt. Diese produziert dann allerdings Strom für mindestens weitere 10 Jahre, wenn nicht länger. Dieser Strom ist dann gratis, denn die Sonne kostet ja nichts. Diese Rechnung lässt sich auf alle Anlagen übertragen, die aktuell errichtet werden, um die erneuerbaren Energien zu nutzen. Daher sind die diskutierten Kosten für Strom und Wärme als Übergangserscheinung zu betrachten, denn es wird ja jetzt die Erzeugung von Energie komplett umgebaut, also massiv investiert. In ein bis zwei Generationen, wenn diese Anlagen lange bezahlt sind, wird Energie daher viel billiger erzeugt werden können. 

Der Vergleich der Kostenentwicklung zeigt: Erneuerbare Energie wird mittel- und langfristig immer billiger. Quelle: Bundesministerium für Umwelt und Energie.

4. Energieautarkie sichert Unabhängigkeit

Der Drang nach Unabhängigkeit ist ein wesentliches Bedürfnis über alle Kulturen hinweg und Teil der menschlichen DNA. Die Energiewende unterstützt dieses Bestreben auf allen Ebenen in Form der sogenannten Energieautarkie. Diese bezeichnet unterschiedliche Konzepte der Unabhängigkeit beginnend mit der (Teil-)Autarkie auf persönlicher oder lokaler Ebene bis hin zur Unabhängigkeit von externen Energielieferungen, wie z.B. Kohle oder Erdöl aus anderen Staaten. Denn Staaten vertreten ihre Interessen manchmal auch mit wirtschaftlichen Mitteln. Die Energiewende würde einen derartigen Einsatz von wirtschaftlicher Macht stark begrenzen, denn nun würde Energie vor Ort durch Solar- oder Windkraft, Wasserkraft oder Biomasse erzeugt werden. Die Staaten wären unabhängig von lebensnotwendigen Energieimporten. Energielieferungen würden als Machtfaktor ausscheiden. Gleiches gilt auf persönlicher Ebene. Konzepte für Endverbraucher wie Nullenergiehäuser oder Produktlösungen, wie z. B. Photovoltaik plus Batteriespeicher oder auch eine Brennstoffzellenheizung, spiegeln dieses Unabhängigkeitsstreben wieder, indem sie Endverbraucher von schwankenden Energiepreisen unabhängiger machen.

5. Der Lärm in den Städten sinkt

Vergleich der Lärmemission des Autoverkehrs bei konventionellem vs. elektrischem Antrieb.
Quelle: Dänisches Verkehrsministerium

Lärm ist eine Geißel moderner Zeiten. Viele Menschen, die in Städten leben, beklagen sich über den Lärm, der vom Verkehr ausgeht. Lärm macht krank, verursacht Schlafstörungen oder psychische Probleme. Ganze Wohnviertel in den großen Städten sind davon betroffen. Verursacher des Lärms sind im Wesentlichen die Autos. Weil die Energiewende auch den Verkehr betrifft, könnte sich die Lärmsituation zum Positiven wenden. Denn die Fahrzeuge, die mit Strom statt mit Benzin oder Diesel fahren, sind um ein Vielfaches leiser. Zwar vermindert sich der Effekt bei steigender Geschwindigkeit, vor allem ab Tempo 60 km/h ist der Unterschied kaum noch messbar, weil die Rollgeräusche alles übertönen. Gerade jedoch im unteren Bereich, also beim Anfahren an Ampeln sowie der Beschleunigung zwischen 0 und 50 km/h, da könnte es sehr viel leiser werden. Vor allem bei Motorrädern, Bussen und Lkw, die im städtischen Bereich den meisten Lärm verursachen, ist von einer erheblichen Reduktion auszugehen. Städte wären insgesamt lebenswerter, selbst an den großen innerstädtischen Durchgangsstraßen.

6. Die Erzeugung von Energie wird demokratisiert

Wer verdient an der Erzeugung und der Lieferung von Energie? Bisher sind das im Wesentlichen große Unternehmen. Das ist wenig verwunderlich, denn bedeutet die Bereitstellung von Energie für den Massenmarkt doch erhebliche Investitionen, die nur sehr große Unternehmen organisieren und finanzieren können. Erschließung von Gasfeldern, Ölbohrungen, Gasleitungen, Tankschiffe, Kraftwerke usw. – dabei handelt es sich um technische Anlagen im Großmaßstab. Die Energiewende dagegen verändert die wirtschaftliche Struktur der Energiewirtschaft völlig. Ein Beispiel: Inzwischen gibt es in Deutschland über 1,5 Millionen Photovoltaikanlagen. Diese Anlagen gehören nicht wenigen Unternehmen, sondern den Menschen, die sie auf den Dächern ihrer Häuser errichtet haben. Aus Konsumenten werden also so genannte Prosumenten: Verbraucher und Produzenten von Energie in einer Person. Die Energiewende macht die Erzeugung von Energie zum Massenphänomen und stärkt damit Marktmechanismen. Dass einzelne Unternehmen oder Kartelle, wie die ölexportierenden Länder, ihre Macht zum Nachteil der Verbraucher missbrauchen können, wird durch diese neue Struktur immer unwahrscheinlicher.

7. Die Energiewende schafft Arbeitsplätze vor Ort

Wie wird die Energie, die wir als Strom oder Kraftstoff brauchen, eigentlich hergestellt und wo geschieht das? Wenn man sich das einmal überlegt, wird schnell klar, dass die Energie zwar vor Ort verbraucht, aber dass sie nicht am gleichen Ort produziert wird, sondern in großen Fabriken (Raffinerien, Kraftwerken) irgendwo weit weg. Deshalb sind alle Gewerke, die damit beauftragt werden, eben nicht vor Ort im Einsatz, sondern irgendwo anders, teilweise im Ausland (Ölfelder, Kohlebergwerke). Mit der Energiewende und ihrem Konzept der dezentralen Energieerzeugung wird sich das radikal ändern. Nun wird die Energie vor Ort produziert und alle Tätigkeiten, die man dafür braucht, müssen auch dort erbracht werden. Sicher, Deutschland hat zum Beispiel bei der Entwicklung der Photovoltaik zwar Grundlagenforschung geleistet, aber die Produktion ist inzwischen ins Ausland abgewandert, weil das dort billiger ist. Das muss nicht so bleiben und der Fehler soll sich zudem nicht wiederholen, wie die Bemühungen der Bundesregierung um die Ansiedlung von Batteriefabriken für Elektroautos belegen. Jedenfalls müssen die Anlagen zur Energieerzeugung, die im ganzen Land errichtet werden, vor Ort gebaut, betrieben und gewartet werden. Das schafft Arbeitsplätze und gleicht den Verlust von Arbeitsplätzen, die zwangsläufig in der fossilen Energiewelt wegfallen, zum Beispiel in Kraftwerken oder im Braunkohletagebau, mehr als aus. Und die Wertschöpfung findet lokal statt.

8. Die Energiewende sichert den Standort Deutschland

Wir können ein bisschen stolz sein: Deutschland hat die Energiewende erfunden und damit einen weltweiten Impuls mit all den positiven Folgen ausgelöst. Als im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft trat, war die Stromproduktion mit Solaranlagen extrem teuer und unwirtschaftlich. Durch die gezielte Förderung ist genau das eingetreten, was gewünscht war: Die erhöhte Nachfrage nach Solarmodulen hat deren Herstellung extrem verbilligt, sodass heute in vielen Weltgegenden Strom aus Sonnenkraft günstiger erzeugt werden kann als mit Kohle oder Gas. Deutschland hat wiederum stark von dieser Entwicklung profitiert. Viele Unternehmen, die Maschinen, Anlagen und weitere Hardware-Komponenten, die es für die Energiewende braucht, anbieten, haben ihren Sitz in Deutschland und profitieren von dem Boom. Rein volkswirtschaftlich ist es außerdem von Vorteil, wenn das Geld, das wir für Energie ausgeben, nicht ins Ausland fließt, sondern im Land bleibt.

9. Die Energiewende ist Motor für nachhaltige Innovationen

Die Vorgaben der Energiewende, erneuerbare Energien zu nutzen und möglichst sparsam einzusetzen, haben einen Innovationsschub bei vielen Technologien und Unternehmen ausgelöst. Bestes Beispiel ist die Energiewirtschaft selbst. Viele Energieversorger haben sich inzwischen stark verändert und investieren im großen Maßstab in erneuerbare Technologien. Allein die EnBW hat 2018 eine halbe Milliarde Euro investiert, vor allem in Windkraftanlagen, die Offshore errichtet werden. Weltweit wurden 2017 über 300 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Technologien investiert. Sicher, Innovationen werden alle Tage ausgedacht und umgesetzt. Allerdings haben die Erfindungen und Verfahren, die von der Energiewende ausgelöst werden, einen besonderen Charakter: Sie werden überwiegend nicht auf Kosten der Umwelt umgesetzt, sondern sie haben Zukunft, weil sie nachhaltiges Handeln bekräftigen. All die Regelungen, die die Energiewende ausmachen und die immer wieder als wirtschaftsfeindlich kritisiert werden, lösen in Wahrheit wichtige Innovationen aus, die ansonsten unterblieben wären.